Nicht nur Stammtisch-Parolen


Hauptthema beim „Fußball-Stammtisch Klausdorf“ am 10. November im „Schwentine Stübchen“ war
die Abkehr der „Kieler Nachrichten (KN)“ als anerkannter und eigentlich bewährter Landeszeitung
von einer regional geprägten Sportberichterstattung. Mit Wiederaufnahme des Spielbetriebes nach
der Corona-Pandemie verzichtet die KN einerseits in ihrem Sportkalender auf Spielankündigungen
unterhalb der Landesliga und entsprechender Jugendklassen als auch auf Vor- und Nachberichte zu
Spieltagen. Man beschränkt sich auf wenige „Top-Spiele“ der Klassen bis hin zur Landesliga. Die
Kreisliga als höchste Staffel der Kreisverbände findet kaum noch statt. Die Berichterstattung auf den
auch weniger gewordenen Sportseiten beschränkt sich vornehmlich auf überregionale Sportevents
des Profisports, die durch das Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) zur Verfügung gestellt
werden. Damit wird aus Sicht vieler Vereine der hohe Aufwand im Amateur- und Breitensport
absolut vernachlässigt, ja ins Abseits gestellt.

Mit TSV Klausdorf, SVE Comet Kiel, Heikendorfer SV, FC Kilia Kiel und SpVg. Eidertal-Molfsee hatten
sich fünf Vereine der Landesliga der beständigen Kritik ihrer Mitglieder, Fußballinteressierten und
Sponsoren an dieser Art der Sportberichterstattung angenommen und den Chef der KN-
Sportredaktion, Alexander Hahn, am 8. November zu einem Gespräch ins Cometheim gebeten.
Die KN sieht das Printmedium als „dahinsiechendes Produkt“, will Leserinnen und Leser ins Internet
zu KN-online oder den NOCH kostenfreien „Sportbuzzer.de“ bewegen und Artikel künftig als
„Geschichten“ auch überregional verkaufen. Dies sei aus wirtschaftlichen Gründen erforderlich. Die
KN meint aufgrund einer den Vereinen unbekannten Studie, dass die bisherigen Sportseiten am
wenigsten Anklang bei ihrer KN-Leserschaft gefunden hätten. Die KN will deshalb weniger
Chronistenpflicht durch Berichterstattung über Wochenendspiele, Ergebnisdienste und Tabellen
erfüllen. Sie will mehr „Geschichten“ aus der regionalen Sportwelt erzählen. Dies dürfte aus Sicht der
15 anwesenden Kieler Vereine aber schon daran scheitern, dass dies nur wenige Leser und
Vereinsmitglieder interessieren dürfte. Und in der Abgeschiedenheit der schleswig-holsteinischen
Fußballprovinz dürfte es auch nur wenig „Geschichten“ geben, mit denen überregional Interesse
geweckt und Geld generiert werden dürfte.

Denn genau darum geht es: Die KN will mit ihrer neuen Online-Präsenz für jeden recherchierten
Artikel Geld verdienen! Dies scheint nur mit dem Profisport und regionalen „Geschichten“, nicht aber
mit Nachberichten zu Amateurspielen machbar. Damit wird der Stellenwert eines hohen
ehrenamtlichen Personal- und Finanzaufwandes der Vereine im Amateurfußball völlig
beiseitegeschoben. Gerade in diesen Amateurvereinen werden einzelne Kinder mit hohem Aufwand
der ehrenamtlichen Jugendtrainerinnen und Jugendtrainer erst zu späteren Profifußballerinnen und
-fußballern gemacht.

Fast 160.000 Fußballerinnen und Fußballer sind im Schleswig-Holsteinischen Fußballverband (SHFV)
in fast 600 Vereinen mit fast 5.000 Mannschaften und etwa 2.500 Spielen an den Wochenenden
organisiert. Die Vereine nehmen darüber hinaus Aufgaben im sozialen Bereich, im Freizeit- und
Breitensport und im Schulfußball wahr. Dem Kreisfußballverband Kiel sind 43 Vereine angebunden.
Wie kann eine regionale „Landeszeitung“ wie die KN es vernachlässigen, diese Leistungen im
Amateur- und Breitensport in ihrer Berichterstattung zu vernachlässigen??
Herr Alexander Hahn als Chef der KN-Sportredaktion blieb die Antwort schuldig.

Klaus Schnoor

Zurück